Ganzheitliches Reiten

Neue Konzepte des Lernens“

Die übernommenen alten Theorien des Lernen sind überholt, vielfache Wiederholungen machen sauer und sind nicht mehr zeitgerecht! „Superlearning“ war bereits vor vielen Jahren eines der ersten ganzheitlichen Lernsysteme am Markt zu Erlernung von Fremdsprachen. Das Konzept beruht auf Studien, dass die Lern- und Merkfähigkeit um ein Vielfaches erhöht wird, wenn sich der Mensch im entspannten Zustand befindet. Mittels Entspannungstechniken gelangt der Mensch in die rechte Gehirnhälfte und ist nun bei erhöhter Konzentration bereit die gewünschten Lektionen (z.B. Vokabeln) zu erlernen.

Wer bereits mit dieser oder ähnlichen Methoden eine Sprache erlernt hat, weiß wie schnell und mit wie viel Spaß sie zum Erfolg führen. Wie häufig sieht man unter Druck und Spannung stehende Pferde UND Reiter, mit dem Ziel Neues zu erlernen. Fühlen wir uns kurz hinein, spielen wir uns gedanklich einen Moment damit, Pferd zu sein … Könnten Sie schnell, entspannt und konzentriert eine mathematische Aufgabe lösen, wenn hinter Ihnen jemand steht, der Druck und Angst auf sie ausübt? Und dabei noch den gewünschten Ausdruck von Gelassenheit, Harmonie und Spaß vermitteln?

„Alles, was schön ist und sich gut anfühlt,
führt am Ende zur Harmonie“

Linda Tellington Jones stellte bereits vor 25 Jahren die Behauptung auf, dass Lebewesen ohne Wiederholung lernen können – durch eine einzige Erfahrung. Die Voraussetzung dafür sind 100%ige Konzentration und dass diese Erfahrung ohne Stress, Druck, Schmerz und Angst erfolgt. Damals noch ein fremdartiger Gedanke – heute bewiesen und belegt. Pferd und Reiter in Balance – das bedeutet seelisch, körperlich und geistig in Einklang sein.
Diese drei Dinge gehen immer Hand in Hand miteinander, das eine ohne das andere gibt es nicht. Daraus resultieren Gesundheit und Erfolg auf allen Ebenen –  innen wie außen.

Der Wunsch nach Erfolg um jeden Preis entspringt unserem Ego, und wir täten gut daran uns diesen Wunsch mit Hilfe eines unbelebten Sportgerätes zu erfüllen. Achtung, Respekt und  Einfühlungsvermögen für unsere Mitmenschen und auch gegenüber unserem Freund und Partner dem Pferd sind Attribute, die es zu leben gilt. Das hat nichts mit „Laissez faire“ Erziehung zu tun, aber mit der Verantwortung zweimal zu denken, bevor man handelt. Einmal für sich selbst und einmal fürs Pferd. Diese Handlungsweise erlaubte mir, gängige Praktiken im Reitsport zu überdenken. Der Umgang mit dem Pferd hat für mich sehr viel mit dem Paartanz gemein.

Zwei Wesen erleben und verändern sich selbst durch die gemeinsame Bewegung. Einer führt den Tanz, der andere lässt sich führen. So entsteht die Leichtigkeit und Freiheit, welche in unzähligen Versen und Schriften über die Reiterei zitiert sind. Freiheit für beide Teile. Dazu gehören innere Reife und eine vom Ego losgelöste Sichtweise des Reiters. Denn er sollte es sein, der den Tanz führt. Führen hat nichts mit Dominieren zu tun.



Die inneren Eigenschaften und Werte des Pferdes fordern dem Menschen die Beste der menschlichen Eigenschaften ab:  Die TOLERANZ

„Wer führen will, muss zuerst lernen hinter ihnen zu gehen“ (Lao Tse)

Dominanz ist gleich Druck, Macht und Kontrolle – diese Eigenschaften reduzieren die Lernbereitschaft und Lernfähigkeit bei uns wie beim Pferd ungemein. Pferde, die länger mit uns emotional verbunden sind, sind auch Spiegelbild unserer Seele. Sie übernehmen unsere Charakterzüge und unsere unbewussten Emotionen. Das erklärt auch, warum manche Pferde nach einem Besitzerwechsel kaum wieder zu erkennen sind. Dies können wir bei unserem „Boxnachbar“ vermutlich leichter erkennen als bei uns selbst, da Selbstbild und Fremdbild nicht identisch sind. Verändern wir uns selbst, verändert sich auch unser Pferd. Unser Pferd kann unser größter Lehrmeister sein, wenn wir es bewusst wahrnehmen. Sie verzeihen auch gerne Fehler, die wir durch mangelnde Erfahrung oder körperliche Ungeschicklichkeit machen. Sie verzeihen aber keine ungerechtfertigte Bestrafung die aus der Emotion Wut oder Zorn entspringt. All diese Einsichten und Erfahrungen haben mich und meinen Umgang mit Lebewesen stark geprägt und verändert.

Weitere Aspekte, die ich in meiner Arbeit beherzige, kommen aus der Feldenkrais Arbeit (therapeutische Körperarbeit für Menschen). „Ungewohnte Berührungen und Bewegungen schulen und aktivieren das Nervensystem. Die größte Wirkung entsteht in der Pause zwischen den Reizen.“

Reiter und Pferd können dadurch in angenehmer Atmosphäre und bei hoher Konzentration lernen und wachsen. Das gesamte Potential wird freigesetzt und das Resultat sind Freude, Leichtigkeit und eine stabile Gesundheit unserer Vierbeiner. Denn seelische, geistige oder körperliche Inbalance macht krank. Unsere Tiere genauso wie uns selbst. Ganzheitliches Reiten führt einige zu Erfolgen im Turniersport, andere zu tollen Leistungen auf den heimischen Reit- und Sprungplätzen und wieder andere sicher und entspannt hinaus in die Natur. Den größten Erfolg aber finden sie in sich selbst, da sie durchs Pferd gelernt haben an sich selbst zu arbeiten und dadurch zu wachsen. Allen gemein ist auf jeden Fall eine gewisse innere Ruhe und Ausstrahlung, die das Umfeld sowie das eigene Pferd sehr wohlwollend gutieren.